Fachtag zur Position
junger Erwachsener in der Jugendhilfe benennt Handlungsbedarf
„Mit 17 schon zu alt?“ Mit dieser provokanten
Frage war die Fachtagung überschrieben, die der Sozialdienst katholischer
Frauen Landesverband Bayern und die Landesarbeitsgemeinschaft katholische
Jugendsozialarbeit in Bayern in München veranstalteten.
„Die erfreuliche
Resonanz auf diese Tagung zeigt uns, dass unser Thema brisant ist“, meinten
erfreut Doris Hallermayer, Vorstandsmitglied, und Beate Frank, Jugendhilfe-Referentin
beim SkF-Landesverband, über die Zahl der Teilnehmenden aus ganz Bayern. Sie
wurden in dieser Annahme bestätigt von den hochkarätigen Referentinnen und
Referenten des Tages.
Stefanie Krüger, die
Leiterin des bayerischen Landesjugendamtes, betonte in ihrem Beitrag, dass
Erwachsenwerden nicht mit dem 18. Geburtstag passiere: „Gerade hoch belastete
junge Menschen, die nicht auf die Unterstützung ihrer Eltern zurückgreifen
können, brauchen die verlässliche Unterstützung durch die Kinder- und
Jugendhilfe.“ Sie zeigte auf, dass Hilfen für junge Volljährige nicht der Grund
für Ausgabensteigerungen im Jugendhilfe-Etat der Kommunen, wohl aber ein
unverzichtbarer Baustein im Gesamtgefüge der Jugendhilfe seien: „An dieser
Stelle zu sparen hieße, die hohen Investitionen der Kommunen in die frühen
Lebensjahre eines Kindes kurz vor dem Ziel in den Wind zu schießen.“
Unterstützt wurde
Krüger in ihren Ausführungen von Prof. Dr. Reinhard Wiesner, einem der „Väter“
des deutschen Jugendhilferechts. Wiesner stellte ebenfalls die Hilfe für junge
Volljährige als Voraussetzung für gesellschaftliche Integration und Investition
in die Zukunft dar; er forderte eine bessere Kooperation der verschiedenen
Hilfesysteme und wertschätzende anwaltschaftliche Unterstützung der jungen Menschen
mit Hilfebedarf.
„Experimentieren“, so Dr. Thomas Steinforth
vom Caritasverband der Erzdiözese München und Freising, „ist elementarer Bestandteil
der Lebensphase Jugend. Es muss für alle jungen Menschen möglich sein und dient
nicht nur als Mittel zu einem späteren Zweck.“
Diese parteiliche
Sichtweise wurde ergänzt von Pater Franz-Ulrich Otto, Provinzialvikar der
Salesianer Don Boscos : „Wir müssen jedem jungen Menschen seine unverletzliche
Würde geben.“
Auch wenn Dr. Klaus
Schulenburg vom Bayerischen Landkreistag die realen finanziellen Nöte der
Kommunen und den damit verbundenen schwierigen Zwang, Prioritäten zu setzen,
deutlich benannte – abschließend waren sich alle Diskutanten einig: Es braucht,
wie es Prof. Wiesner formulierte, Bündnisse, um dem öffentlichen, oft
verzerrten Bild von Jugendlichen entgegen zu wirken. Und es sei ein höheres
Bewusstsein dafür nötig, dass auch junge Erwachsene Anspruch auf altersgemäße
Unterstützung im Rahmen der Jugendhilfe haben. Frank: „Ich bin froh, dass wir
dieses Anliegen mit unserer Tagung neu und ganz deutlich in den Blick der
Fach-Öffentlichkeit rücken konnten. Wir dürfen keinen jungen Menschen verloren
geben, nur weil er schon volljährig ist.“
Kontakt:
Michael Kroll, Geschäftsführer der LAG KJS Bayern, 089 54497-140,
michael.kroll@caritas-bayern.de
Beate Frank, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe beim SkF -Landesverband
Bayern, 089 538860-17, frank@skfbayern.de
München, 20. Juli
2011