Das Internet ist in den letzten Jahren zu einem
Kommunikationsmedium geworden, das sich etabliert hat und in der Zukunft eine
noch größere Rolle spielen wird. Untersuchungen zufolge hat sich die
Internetnutzung und Erfahrung von Jugendlichen von 1999 bis 2000 nahezu
verdoppelt.
Jugendliche gehen ins Internet zum Chatten, zur Gewinnung von Informationen,
zum Versenden von Emails und natürlich zum Herunterladen von Musik und frei
verfügbarer Software.
Diesen Zugang wollen nun auch die Katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen in Bayern nutzen, um besonders mit den jungen Menschen über diese Kommunikationsform in Kontakt zu kommen. Das Chatten ermöglicht eine neue Form der Interaktion, die es so vorher nicht gab.
Bereits gesammelte Erfahrungen machen deutlich, dass durch die Online-Beratung neue Zielgruppen als Klienten erschlossen werden. Durch die anonyme Erstberatung ist es möglich, Schwellenängste abzubauen. Unabhängig von den gängigen Öffnungszeiten der Beratungsstellen, haben Ratsuchende die Möglichkeit, in einem ersten Gespräch Hilfe zu erhalten. Die bisherigen Beratungsstellen erhalten dadurch eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung der klassischen Beratungsangebote. Ziel ist, die Ratsuchenden auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, ein ausführliches und persönliches Beratungsangebot in einer Beratungsstelle wahrzunehmen, und den Kontakt zu dieser Beratungsstelle zu vermitteln.
Die Schwangerschaftsberatung im Internet stellt daher ein niedrigschwelliges Angebot dar für diejenigen, die bisher nicht durch unsere Beratungsangebote erreicht werden konnten. Die Niedrigschwelligkeit zeigt nicht nur sich in der Anonymität, in der die Ratsuchenden das Angebot nutzen können, sondern auch durch die Erreichbarkeit von jedem Ort aus, durch Abendsprechstunden und die ständige Möglichkeit, schriftliche Anfragen an die Email-Beratung zu richten.
In der Schwangerschaftsberatung im Internet melden sich Frauen aus einem individuellen Krisengefühl heraus und teilen Dinge mit, über die sie oft noch mit niemandem gesprochen haben. Dieses Klientel würde „auf direktem Weg“ sicher zum großen teil keinen Kontakt zu einer Beratungsstelle herstellen. Oft sind die Angebote des SkF und der Caritas nicht einmal bekannt. Da in der Schwangerschaftsberatung im Internet keine Prozessbeteiligung stattfinden kann, vertrauen die Beraterinnen darauf, dass die Frauen durch die Vermittlung die Beratung in den Beratungsstellen vor Ort fortsetzen. Rückmeldungen zeigen, dass dies ein gangbarer Weg für die Klientinnen ist.
Beratung im Internet ist eine sehr sinnvolle Ergänzung zur
konventionellen Beratung, die diese aber in keiner Weise ersetzen kann und auch
nie wollte.
Zur Entstehung und Entwicklung des Projektes
Schwangerschaftsberatung im Internet
Im Zusammenhang mit der Neuordnung der Schwangerschaftsberatung entstand im Sommer 2000 in der Diözese Speyer die Idee zur Einrichtung der Schwangerschaftsberatung im Internet. Die Hilfen für schwangere Frauen sollten ausgebaut werden. Man wollte Frauen in Schwangerschaftskonflikten auch zukünftig erreichen.
Im Kontakt mit dem Deutschen Caritasverband wurde dieses neue Angebot der Schwangerschaftsberatung, die Online- und Email-Beratung, in den Internetauftritt der Caritas in Deutschland integriert.
Es wurde die Möglichkeit geschaffen für eine Beteiligung weiterer Diözesen, sich diesem Projekt zu öffnen. Dadurch kann sich im Medium Internet die katholische Schwangerschaftsberatung einheitlich mit einem gemeinsamen diözesanübergreifenden Beratungsangebot präsentieren. Für die Ratsuchenden hat dies den Vorteil, dass sie sich unabhängig von der Zuordnung ihres Wohnortes an die gemeinsame Internetadresse über verschiede Zugänge wenden können und dort eine umfassende Beratung erfahren.
Nach umfassenden Vorbereitungen und Schulungen ging die Diözese Speyer zu Beginn des Jahres 2002 an den Start. Schon im Jahr 2003 kamen neue Projektpartner hinzu. Mittlerweile beteiligen sich außerhalb Bayerns nun die Diözesen Berlin, Freiburg, Mainz, Limburg, Rottenburg/Stuttgart und die Diözese Speyer. Für den Herbst hat die Diözese Münster ihre Beteiligung angekündigt.
In Bayern hat nun schon die Diözese Würzburg den Startschuss
gegeben.
Die anderen sechs Diözesen Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München, Regensburg
und Passau werden spätestens im Herbst 2005 in das neue Beratungsangebot
einsteigen. Dadurch werden noch mehr Online-Zeiten abgedeckt, so dass die
Ratsuchenden an allen Wochentagen und zu verschiedenen Tageszeiten, vor allem
auch am Abend, diese Möglichkeit nutzen können.
Margarete Richardi
Vorsitzende
am 19. Juli 2005 anlässlich
der Pressekonferenz an der SkF Landesstelle Bayern in München