Als Vorsitzende des
Sozialdienstes katholischer Frauen, Landesstelle Bayern, freue ich mich über
das Engagement, das den SkF und den DKSB im Sinne der Stärkung der
Erziehungskompetenz von Eltern in Bayern verbindet und dass die Kurse nach dem
Konzept „Starke Eltern – Starke Kinder“ von den Eltern gut angenommen werden.
Dadurch leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag dazu, dass der
Erziehungsalltag besser gelingt. Ich freue mich aber auch, dass sich über das
gemeinsame Engagement von Kinderschutzbund und SkF
für
Kinder und deren Eltern eine Kooperation beider Verbände
entwickelt hat.
Kinderschutzbund und Sozialdienst katholischer Frauen haben damit in mehrerer
Hinsicht Neuland betreten. So ist es gelungen
1.
zwei Landesverbände, die bis dato wenig
miteinander zu tun hatten, mit einander in Kontakt zu bringen
2.
die Professionalität und die Netzwerke
beider Verbände zum Nutzen der Eltern zu verbinden
3.
Eltern das Angebot der Elternkurse
Bayern weit anzubieten und
4.
Kooperationsstrukturen zu entwickeln,
die es ermöglichen, Erfahrungen aus den Elternkursen für die Weiterentwicklung
des Konzepts zu nutzen
Was war der Anlass für diese
Kooperation?
Zu einer
Kontaktaufnahme
kam es, als im Jahr
2000 das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung gesetzlich verankert wurde
und das Thema damit starke öffentliche Beachtung fand. Von politischer Seite
wurde der Einsatz der Verbände durch zwei Initiativen unterstützt. Der
Bayerische Landtag stellte für 2001 einmalig eine Summe von 2 Millionen DM zur
Förderung der Familienbildung zur Verfügung und die Bayerische Staatsregierung
rief die Stiftung „Bündnis für Kinder – gegen Gewalt“ ins Leben
.
Auf dem Fachkongress „Gemeinsame Wege aus der Gewalt“, den der DKSB
Landesverband Bayern im Februar 2000 veranstaltete, wurde auch das Konzept der
Elternschulung vorgestellt. Der SkF ging daraufhin auf den DKSB zu, weil er die
Elternschulung als mögliche gewinnbringende Ergänzung für das eigene Angebotsprofil
in der Kinder- und Jugendhilfe erkannte. Dieses Anliegen wurde vom DKSB offen
aufgenommen. Innerhalb der zurückliegenden zwei Jahre hat die Kooperation
Gestalt angenommen. Sie ist durch Standards abgesichert und auf vielen Ebenen
lebendig.
Kooperation braucht als Fundament sowohl die Klarheit der gemeinsamen
Handlungsfelder als auch eine Haltung der kooperierenden Personen. Diese
kennzeichnet Akzeptanz, Partnerschaft sowie eine Balance im Geben und Nehmen.
Das bedeutet: beide Landesverbände akzeptieren das Profil und die
Professionalität des jeweils anderen Verbandes. Sie gehen partnerschaftlich,
d.h. respektvoll und gleichberechtigt mit einander um. So ist es für uns
selbstverständlich, dass der SkF es im Hinblick auf das Gleichgewicht von Geben
und Nehmen als wichtig ansieht, sich neben dem Einbringen der eigenen
Fachlichkeit auch finanziell an der Stelle der Fachberaterin für den Bereich
Elternschulung beim DKSB zu beteiligen.
Warum beteiligt sich der SkF an dem
Konzept „Starke Eltern – Starke Kinder“?
In der täglichen
Arbeit seiner Ortsvereine berät und begleitet der SkF als Frauen- und
Fachverband seit mehr als 100 Jahren Frauen, Kinder, Jugendliche und Familien.
Dabei liegt sein besonderer Schwerpunkt auf der Wahrnehmung von Not- und
Konfliktsituationen von Frauen. In den unterschiedlichen Feldern der sozialen
Arbeit, insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe
stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SkF in Kontakt mit
Familien, die Hilfe benötigen und diese auch suchen.
Bei fast allen
Eltern stellen sie Verhaltensverunsicherung und das subjektive Gefühl der
Belastung fest. Was will ich, was kann ich als Mutter oder Vater, wie sieht die
Zukunft aus und kann ich diese denn überhaupt allein bestehen? Dies sind
Fragen, die den familiären Alltag bestimmen und die Erziehung erschweren. Die
Verunsicherung verstärkt sich dann, wenn das eigene Leben durch Armut, drohende
Arbeitslosigkeit oder eigene Gewalterfahrung belastet ist. Viele der vom SkF
erreichten Menschen haben durch die Androhung oder Anwendung von Gewalt tiefe
physische und psychische Verletzungen erlitten. In der Kindheit gemachte Gewalterfahrungen
verstärken die eigene Gewaltbereitschaft – und so schließt sich der Kreis.
Diesen Kreislauf möchte der SkF wirkungsvoll durchbrechen und mit dazu
beitragen, dass Kinder gewaltfrei aufwachsen.
Genau hier setzt
das Konzept „Starke Eltern – Starke Kinder“ an: Eltern erhalten in den Kursen
die Möglichkeit, sich mit ihren Unsicherheiten auseinander zu setzen. Sie
stellen fest, dass sie damit nicht alleine sind und sie finden neue eigene
Sicherheiten und Stärken. Dies ist umso wichtiger, als damit ein positives
Klima in den Erziehungsalltag hineingetragen wird. Gemeinsam mit unserem
Kooperationspartner, dem Deutschen Kinderschutzbund Bayern, wollen wir diese
positive Arbeit weiterführen.
Gleichzeitig ist
uns durch unseren Kontakt zu besonders belasteten Eltern und Familien bewusst,
dass wir weiterhin noch andere Wege zur Stärkung von Eltern gehen müssen. Die
Verantwortung für und der Blick auf das Kindeswohl entlassen uns nicht aus der
Verantwortung, auch dort präsent zu sein, wo eine Gefährdung des Kindeswohls
vorliegt und präventive Maßnahmen nicht mehr greifen. Bei allen Bemühungen um
die Stärkung elterlicher Erziehungskompetenz müssen wir offen bleiben für die
Schutzbedürftigkeit von traumatisierten Kindern, deren Verbleib bei ihren zum
großen Teil selbst traumatisierten Eltern eine Schädigung ihres Wohls bedeuten
würde.
Gemeinsam mit den staatlichen Entscheidungsträgern bleibt es Aufgabe des
Sozialdienst katholischer Frauen in Bayern in Kooperation mit anderen sozialen
Verbänden durch Prävention Fehlentwicklungen vorzubeugen und bei bereits
sichtbaren Fehlentwicklungen wirksame Hilfen bereitzustellen.
München, den 11.
Februar 2004
Margarete
Richardi
Vorsitzende