Interview mit Monika
Obermaier-Hackl vom Frauenhaus Passau
Gewalt wird in Familien weitergegeben und ist in allen
gesellschaftlichen Schichten zu finden. Daher ist es besonders wichtig,
Jugendliche sehr früh an dieses Thema in altersgerechter Form
heranzuführen.
Mit PräGe (Prävention von
häuslicher Gewalt – ein Konzept für Schulen) entwickelte die SkF Landesstelle
ein Kursangebot, das diese Herausforderung annimmt. Seit einem Jahr wird
PräGe in Bayern umgesetzt.
Monika Obermaier-Hackl,
Leiterin des Frauenhauses Passau, ist eine von 15 ausgebildeten Kursleiterinnen,
die an Schulen in Niederbayern Kurse nach dem Konzept von PräGe
durchgeführt hat. Die SkF Landesstelle Bayern befragte Frau Obermaier-Hackl
zu ihren Erfahrungen.
SkF
:
Frau
Obermaier-Hackl, Sie haben die Ausbildung zur Kursleiterin von PräGe an der SkF
Landesstelle gemacht. Was verbirgt sich hinter diesem
Angebot?
Obermaier-Hackl:
In der Frauenhausarbeit sehen wir täglich, dass auch
Kinder von häuslicher Gewalt mitbetroffen sind. PräGe richtet sich an
Jugendliche ab 13 Jahren. Sie sollen erkennen und darin bestärkt werden, dass
Gewalt in einer Beziehung kein Lösungsweg sein kann. Durch altersangepasste
Übungen zu Rollenverständnis, Beziehung und Freundschaft,
Grenzverletzungen, Gewaltkreislauf, Konfliktlösungsstrategien u. v. a.
können die Jugendlichen lernen, aus eigener Kraft gewaltfreie Lebensentwürfe zu
realisieren.
SkF:
Welche Erwartungen hatten Sie an die Ausbildung?
Obermaier-Hackl:
Ich erhoffte mir über einen pädagogischen Blick in die
Lebenswelt von Jugendlichen eine verbesserte Kommunikation. Auch wollte ich
Methoden üben, denn ein schon erprobtes Handwerkszeug kann im Stressfall
schneller umgesetzt werden. Die vielseitig einsetzbaren Module der
Ausbildungsunterlagen enthalten alles, was für ein Seminar wichtig ist. Aber
ohne die unmittelbare Kurserfahrung geht es trotzdem
nicht.
SkF:
Sie haben bereits an einigen Schulen
PräGe angeboten. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Obermaier-Hackl:
An den Hauptschulen war den Schülerinnen und Schülern
die Arbeit im Stuhlkreis vertraut, sie konnten sich öffnen und arbeiteten
interessiert mit. Jugendlichen von Gymnasien ist diese Veranstaltungsform
weniger vertraut. Sie sind eher Frontalunterricht gewohnt. Da ist man als
Kursleiterin schon sehr gefordert, Barrieren zu
überwinden.
SkF:
Konnten Sie in den Seminaren
unterschiedliche Reaktionsverhalten bei Jungen und Mädchen feststellen?
Obermaier-Hackl:
Ja. Weil Jungen zum einen auch Opfer von häuslicher
Gewalt sind, zum
anderen aber auch
selbst Täterverhalten entwickeln können. In der Kommunikation mit ihnen ist
daher besonders viel Fingerspitzengefühl nötig, um nicht bloßzustellen oder zu
verletzen.
SkF:
Wie sieht Ihre weitere Planung
aus? Wo werden Sie die nächsten Kurse anbieten?
Obermaier-Hackl:
Die nächsten Seminare werden in den 9. Klassen von
Förderschulen stattfinden. Wahrscheinlich müssen Anspruch und Sprachform
reduziert werden, aber dennoch gut durchdacht, einfach und konkret
sein.
SkF:
Wir danken Ihnen für das
Gespräch.
München, 25. November 2009
Elisabeth Maskos
Silvia Wallner-Moosreiner
Landesvorsitzende
Referentin Frauenhäuser
PräGe wird von der
Stiftung
„Bündnis für Kinder. Gegen
Gewalt“ (
www.buendnis-fuer-kinder.de
)
unterstützt.
Zum
„Internationalen Tag
gegen Gewalt an Frauen“
am 25. November
beteiligt sich die SkF Landesstelle Bayern wieder an der Fahnenaktion von terres
des femmes.