Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Landesstelle
Bayern e.V. nimmt Stellung zu den im Einzelplan 10 des Bayerischen
Sozialministeriums vorgesehenen Kürzungen im Bereich der sozialen Arbeit. Da
die bayerischen Ortsvereine des SkF
in
vielen der entsprechenden Arbeitsfeldern tätig sind, befürchten wir durch die
vorgesehenen Maßnahmen Auswirkungen auf unsere Arbeit und damit schwerwiegende
Folgen für die
von uns betreuten
Menschen.
Im Folgenden teilen wir Ihnen unserer Bedenken mit.
Kürzungen im Bereich der Weiterentwicklung der Kinder-
und Jugendhilfe
Die Streichung der Haushaltsansätze in den Bereichen
Fortbildung wie auch Fachberater werden sich negativ auf die Weiterentwicklung
der Kinder- und Jugendhilfe auswirken. Die Arbeit in beiden Bereichen dient der
Qualitätsentwicklung. Sie hilft neue fachliche Entwicklungen zu vermitteln, das
Fachwissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erweitern und wirkt daran mit,
dass Angebote und Einrichtungen gleichmäßig ausgebaut werden (§ 82 SGB VIII).
Kürzungen der Zuschüsse für ErzieherInnen in
Jugendwohnheimen
Die pädagogische Arbeit der Erzieherinnen in
Jugendwohnheimen macht die besondere Qualität dieser Einrichtungen aus. Dadurch
werden die Auszubildenden in einer schwierigen Entwicklungsphase, die die
Berufsausbildung und die Ablösung vom Elternhaus bedeuten, unterstützt und
begleitet. Schwierigkeiten können so frühzeitig erkannt und ihnen kann
gegengesteuert werden. Sollten die Träger von Jugendwohnheimen die Kosten
dieser Begleitung auf die Auszubildenden umlegen müssen, wird das dazu führen,
dass sich diese den Wohnraum nicht mehr leisten können.
Streichung der Müttergenesung und der Kindererholung
Frauen leisten den größten Teil der Erziehungsarbeit.
Diese fordert vollen psychischen und physischen Einsatz. Die Tatsache, dass
hierbei Erschöpfung auftreten kann, die der gesamten Familie schadet, bildet
den Hintergrund für die Bedeutung von Müttergenesungs-kuren. Es ist daher
unverständlich, dass einerseits die Familie als wichtigste Stütze der
nachfolgenden Generation bezeichnet wird und gleichzeitig diejenigen, die
Familienarbeit leisten, in Zukunft nicht mehr die erforderliche Unterstützung
erfahren sollen.
Auch die Streichung des Ansatzes für Kindererholung zusammen mit den Kürzungen
der Jugendarbeit bedeutet eine massive Einschränkung der nicht kommerziellen
Freizeitmöglichkeiten für Kinder.
Kürzungen der Migrationsdienste
Die Leistungsfähigkeit Deutschlands wird zukünftig
entscheidend von dessen Integrationskraft abhängen. Schon heute haben 30 % der
in Deutschland geborenen Kinder Migrationshintergrund. Mit den geplanten
Kürzungen im Bereich der Migrationsdienste wird Aussiedlerinnen und Aussiedlern
ebenso wie Flüchtlingen die Möglichkeit der Integration zunehmend erschwert.
Kürzungen bei der Ehe- und Familienberatung
Die zunehmend hohen Scheidungszahlen machen deutlich,
dass Ehe und Familie immer weniger zu gelingen scheinen. Für alle Betroffenen,
insbesondere aber für die Kinder, sind damit Trauer und Verunsicherung
verbunden. Die elterliche Trennung ist eines der anerkannten Gefährdungsmomente
für die kindliche Entwicklung.
Gerade
hinsichtlich des Kindeswohls könnten die hier vorgesehenen Kürzungen
problematische Folgen haben.
Kürzungen in der Jugendarbeit
Mit der geplanten 15%igen Kürzung im Bereich der
Jugendarbeit wird dieses wichtige präventive Arbeitsfeld der Kinder- und
Jugendhilfe einen großen Einbruch erleiden, da ein großer Teil der vielfältigen
Angebote kreativer und verantwortungsbezogener Freizeitgestaltung für Kinder
und Jugendliche entfallen müsste. Zugleich ginge damit das große Potenzial
ehrenamtlicher Arbeit in den Jugendverbänden verloren, das durch nichts anderes
ausgeglichen werden kann und das Kindern und Jugendlichen als einzige
Alternative zu kommerziellen Angeboten offen steht.
Kürzung der Zuschüsse für die Förderung der
Betreuungsvereine im Rahmen der Querschnittsarbeit.
Die meisten bayerischen Ortsvereine des SkF arbeiten als
Betreuungsvereine und nehmen im Rahmen der Querschnittaufgaben auch die Aufgabe
der Gewinnung, Begleitung und Fortbildung ehrenamtlicher Betreuerinnen und
Betreuer wahr.
Sollte die Finanzierung dieser Querschnittsaufgaben und damit die Möglichkeit
fachlicher Begleitung entfallen, werden viele rechtliche Betreuungen nicht mehr
ehrenamtlich geführt werden können, weil die jetzt tätigen Ehrenamtlichen mit
dieser komplexen Arbeit ohne Begleitung überfordert wären. Der Wegfall
ehrenamtlich Betreuender führt zu einer Verarmung der Betreuungslandschaft.
Angesichts der Altersentwicklung in unserer Gesellschaft ist die geplante
Sparmaßnahme deshalb äußerst kurzsichtig.
Kürzungen in der Insolvenzberatung
Für die Arbeitsbereiche Schwangeren-, Familien- und
Erziehungsberatung sowie Arbeit mit Alleinerziehenden oder straffällig
gewordenen Menschen sind die Schuldnerberatungsstellen ein wichtiger
Kooperationspartner. Denn in der konkreten Beratung stellt sich nicht selten
heraus, dass die Klientinnen und Klienten
hoch verschuldet sind und entsprechende Beratung benötigen. Gerade die
steigende Arbeitslosigkeit und zusätzliche Ausgaben,
z.B. im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform, steigern die
Notlagen und treiben immer mehr Familien in Armut oder sogar Wohnungslosigkeit.
Kürzungen im Bereich Insolvenzberatung würden eine solche verhängnisvolle
Entwicklung noch fördern.
Der Sozialdienst katholischer Frauen befürchtet, dass die vorgesehenen
Kürzungen Folgen haben, die gesellschaftspolitisch nicht zu verantworten sind.
Ohne konkrete Hilfeleistungen werden die Probleme der betroffenen Menschen
nicht geringer, sondern größer. Dadurch wächst auch die Kluft zwischen arm und
reich, was möglicherweise dem Extremismus Vorschub leistet. Vor allem wird das
gesamtgesellschaftliche Klima kälter in einem Land, das sich nach seiner
Verfassung an christlichen Grundwerten orientieren sollte.
Deshalb richtet der Sozialdienst katholischer Frauen die dringende Bitte an
alle politisch Verantwortlichen in Bayern, die geplanten Kürzungen zu
korrigieren. Denn wer an der nachfolgenden Generation spart, stellt die Zukunft
unserer Gesellschaft zur Disposition.
München, 14. Januar 2004
Margarete Richardi
Vorsitzende